Anele Keramik Studio

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Edmund de Waal: Der Künstler, der Geschichten in Porzellan erzählt

Edmund de Waal: Der Künstler, der Geschichten in Porzellan erzählt

Edmund de Waal ist nicht nur einer der renommiertesten Keramikkünstler unserer Zeit, sondern auch ein gefeierter Schriftsteller und Sammler von Geschichten. Seine Werke sind mehr als bloße Objekte – sie sind Fragmente von Erinnerungen, Reflexionen über Geschichte und kulturelle Identität. Durch seine minimalistischen Keramiken, die oft in Gruppen oder Installationen präsentiert werden, schafft de Waal eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart, zwischen Kunst und Literatur.

Frühe Jahre und Ausbildung

Edmund de Waal wurde am 19. März 1964 in Nottingham, England, geboren. Seine Familie hatte einen starken kulturellen Hintergrund: Sein Urgroßvater war ein bekannter Kunstsammler, dessen Sammlung jedoch während des Zweiten Weltkriegs größtenteils verloren ging. Diese Familiengeschichte sollte später tiefgreifend auf sein Werk einwirken.

De Waal studierte zunächst Englische Literatur an der Universität Cambridge, bevor er sich ganz der Keramik widmete. Von 1983 bis 1986 absolvierte er eine Ausbildung in Keramik am Camberwell College of Arts in London, gefolgt von einem Studium an der University of Sheffield , wo er sich intensiv mit japanischer Keramik beschäftigte. Diese Verbindung zwischen Literatur und Handwerk prägt bis heute seine künstlerische Identität.

Stil und Technik

De Waals Arbeiten sind geprägt von Einfachheit und Präzision. Er arbeitet hauptsächlich mit Porzellan, das er in zarten, oft monochromen Farben glasiert. Seine Werke – meist kleine Gefäße oder Zylinder – sind selten Einzelstücke. Stattdessen arrangiert er sie in Gruppen, die er als „Stilleben“ bezeichnet. Diese Installationen laden den Betrachter ein, über Raum, Zeit und Geschichte nachzudenken.

Ein markantes Merkmal seiner Arbeit ist die sorgfältige Platzierung der Gefäße in Vitrinen oder auf Regalen. Dadurch entsteht eine dialogische Beziehung zwischen den Objekten und dem Raum, in dem sie ausgestellt werden. „Porzellan ist ein Material, das atmet“, sagt de Waal. „Es hat eine eigene Stimme, die man hören muss.“

Die Bedeutung von „The Hare with Amber Eyes“

Im Jahr 2010 veröffentlichte Edmund de Waal sein erstes Buch, „The Hare with Amber Eyes“ (Der Hase mit den Bernsteinaugen) , das zu einem internationalen Bestseller wurde. Das Buch ist eine Mischung aus Familiengeschichte und kultureller Reflexion, die sich um eine Sammlung japanischer Netsuke dreht – winziger Schnitzereien, die von Generation zu Generation weitergegeben wurden. Diese Geschichte inspirierte auch viele seiner künstlerischen Werke, die oft mit Themen wie Verlust, Exil und Wiederentdeckung spielen.

Das Buch wurde in über 30 Sprachen übersetzt und mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter dem Royal Society of Literature Ondaatje Prize . Es verdeutlicht, wie eng de Waals literarisches und künstlerisches Schaffen miteinander verwoben sind.

Wichtige Ausstellungen und Projekte

  1. „Atemraum“ (2014) : Eine monumentale Installation im Jüdischen Museum Berlin , bei der de Waal Porzellanstücke in den Kontext der Geschichte des Holocaust stellte. Die Ausstellung wurde von Kritikern als „emotional bewegend“ und „zeitlos“ beschrieben.
  2. „Library of Exile“ (2019–2020) : Eine interaktive Installation, die in Venedig, Dresden und London gezeigt wurde. Sie bestand aus einer Bibliothek mit 2.000 Büchern von exilierten Autoren, begleitet von Porzellanobjekten. De Waal wollte damit auf die Bedeutung von Literatur und Kultur im Exil aufmerksam machen.
  3. „white“-Serie : Eine ikonische Serie weißglasierter Porzellangefäße, die de Waals Faszination für Minimalismus und Perfektion widerspiegelt.

Preise und Anerkennung

Edmund de Waal hat zahlreiche internationale Auszeichnungen erhalten, darunter:

  1. Order of the British Empire (OBE) für seine Verdienste um die Kunst (2011).
  2. Windham-Campbell-Literaturpreis (2015) für sein literarisches Werk.
  3. RIBA Royal Gold Medal (2022), eine seltene Ehre für einen Künstler, die normalerweise Architekten vorbehalten ist.

Seine Werke werden regelmäßig bei renommierten Auktionen versteigert und erreichen oft fünf- bis sechsstellige Summen. Im Jahr 2021 wurde eine seiner Installationen für über 100.000 GBP verkauft.

Zitate von Edmund de Waal

  1. „Porzellan ist ein Material, das uns lehrt, wie zerbrechlich die Dinge sind – aber auch, wie stark sie sein können.“
  2. „Ich mache keine Kunst, um etwas zu erklären. Ich mache Kunst, um Fragen zu stellen.“ 
  3. „Geschichten sind wie Porzellan: Sie können überdauern, aber sie brauchen jemanden, der sie pflegt.“

Vermächtnis und Einfluss

Edmund de Waal hat die Welt der Keramik revolutioniert, indem er sie aus ihrer traditionellen Rolle als dekoratives Handwerk herausgeholt und in den Bereich der Konzeptkunst integriert hat. Seine Werke sprechen nicht nur ästhetisch an, sondern laden auch zum Nachdenken über gesellschaftliche und historische Themen ein. Heute ist er eine globale Ikone der zeitgenössischen Kunst, dessen Arbeiten in Museen wie dem Victoria and Albert Museum in London, dem Metropolitan Museum of Art in New York und dem Getty Center in Los Angeles zu sehen sind.

Mit seiner einzigartigen Kombination aus Literatur, Geschichte und Keramik bleibt Edmund de Waal eine inspirierende Figur, die zeigt, wie Kunst uns helfen kann, die Welt besser zu verstehen.

Fakten im Überblick:

  1. Geboren: 19. März 1964 in Nottingham, England
  2. Bekannt für: Porzellaninstallationen, minimalistische Keramik, „The Hare with Amber Eyes“ 
  3. Wichtige Auszeichnungen: OBE (2011), Windham-Campbell-Literaturpreis (2015), RIBA Royal Gold Medal (2022) 
  4. Buchverkaufszahlen: „The Hare with Amber Eyes“ wurde weltweit über 1 Million Mal verkauft.

Edmund de Waal ist ein Künstler, der Grenzen überschreitet – sowohl in der Kunst als auch in der Literatur. Seine Werke sind eine Hommage an die Fragilität des Lebens und die Kraft der Erinnerung.