Anele Keramik Studio

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Lucie Rie: Eine Pionierin der modernen Keramik

Lucie Rie: Eine Pionierin der modernen Keramik

Lucie Rie, eine der einflussreichsten Keramikkünstlerinnen des 20. Jahrhunderts, hat die Welt der Keramik mit ihrer minimalistischen Ästhetik und ihren innovativen Techniken nachhaltig geprägt. Ihre Werke, die von schlichten Vasen bis hin zu komplexen Schalen reichen, sind heute in renommierten Museen weltweit zu sehen. Doch hinter ihrer Kunst verbirgt sich nicht nur ästhetische Perfektion, sondern auch eine bewegte Lebensgeschichte, die von Krieg, Exil und kreativer Entschlossenheit geprägt ist.

Frühe Jahre und Ausbildung

Lucie Rie wurde am 16. März 1902 in Wien als Lucie Gomperz geboren. Ihr Vater war ein angesehener Arzt, der ihre künstlerischen Ambitionen früh unterstützte. Nachdem sie zunächst Biologie studiert hatte, entschied sie sich für die Kunst und begann 1922 ihr Studium an der Kunstgewerbeschule in Wien , wo sie unterrichtet wurde von Michael Powolny, einem bekannten Keramikkünstler der Zeit.

Bereits in den 1920er Jahren entwickelte sie ihren unverwechselbaren Stil: klare Formen, dezente Farben und eine zurückhaltende Eleganz. „Ich mag es, wenn etwas einfach ist“, sagte sie später über ihre Arbeit. „Einfachheit ist oft das Schwierigste.“

Flucht vor dem Krieg

Mit dem Aufstieg der Nationalsozialisten in Österreich musste Lucie Rie 1938 fliehen. Sie verließ Wien und siedelte nach London über, wo sie zunächst Schwierigkeiten hatte, Fuß zu fassen. Doch ihre Entschlossenheit und ihr Talent ermöglichten ihr bald, eine eigene Werkstatt in der Albion Mews zu eröffnen. Hier entstanden viele ihrer berühmtesten Werke.

Rie arbeitete eng mit anderen Künstlern zusammen, darunter der britische Keramiker Hans Coper , der zu ihrem engen Freund und Kollegen wurde. Obwohl beide völlig unterschiedliche Stile pflegten, inspirierten sie sich gegenseitig und prägten die Entwicklung der modernen Keramik maßgeblich.

Stil und Techniken

Lucie Ries Arbeiten sind durch ihre Präzision und ihr minimalistisches Design gekennzeichnet. Sie bevorzugte zarte, organische Formen und experimentierte mit verschiedenen Glasuren, darunter ihre berühmten Schartenglasuren , die einen rissigen Effekt erzeugen. Diese Technik wurde zu einem Markenzeichen ihrer Werke.

Ihre Stücke waren oft funktional – Vasen, Tassen, Schalen – aber gleichzeitig von einer fast skulpturalen Schönheit. „Ein Gegenstand muss nicht nur schön sein, sondern auch nützlich“, betonte sie immer wieder.

Wichtige Werke

Zu Lucie Ries bekanntesten Werken gehören:

  1. Vase mit Schartenglasur (1950er Jahre) – Ein Meisterwerk der Kontraste zwischen Textur und Farbe.
  2. Teekanne und -tasse (1960er Jahre) – Ein Beispiel für ihre Fähigkeit, Funktionalität und Ästhetik zu vereinen.
  3. Schale mit geometrischen Mustern (1970er Jahre) – Zeigt ihre Liebe zur Abstraktion und zur Einfachheit.

Anerkennung und Spätwerk

Trotz ihres Talents blieb Lucie Rie lange Zeit im Schatten männlicher Künstler. Erst in den 1960er Jahren erhielt sie die verdiente internationale Anerkennung. 1967 wurde sie zur Dame Commander of the Order of the British Empire (DBE) ernannt, und 1981 erhielt sie den renommierten Goldmedaille der Society of Industrial Artists and Designers.

Selbst im Alter von über 80 Jahren arbeitete sie weiterhin in ihrer Werkstatt. „Die Keramik ist mein Leben“, sagte sie einmal. „Ohne sie wäre ich verloren.“

Zitate von Lucie Rie

  1. „Keramik ist mein Leben. Ich glaube nicht, dass ich ohne sie leben könnte.“
  2. „Man sieht jeden Tag einen Topf, und man sollte nie müde werden, ihn anzuschauen.“
  3. „Das Wichtigste ist, ein Gespür für das Material zu haben.“

Vermächtnis

Lucie Rie starb am 1. April 1995 in London, doch ihr Einfluss auf die Welt der Keramik bleibt ungebrochen. Heute gelten ihre Werke als begehrte Sammlerstücke, die bei Auktionen oft sechsstellige Beträge erzielen. Das Victoria and Albert Museum in London und das Metropolitan Museum of Art in New York besitzen umfangreiche Sammlungen ihrer Arbeiten.

Lucie Rie hat nicht nur die Keramik revolutioniert, sondern auch gezeigt, dass Einfachheit und Eleganz zeitlos sind. Ihre Kunst ist ein Beweis dafür, dass wahre Schönheit in der Perfektion der Details liegt.

Fakten im Überblick:

  1. Geboren: 16. März 1902 in Wien, Österreich
  2. Gestorben: 1. April 1995 in London, England
  3. Wichtige Auszeichnungen: DBE (1967), Goldmedaille der Society of Industrial Artists and Designers (1981) 
  4. Werkstatt: Albion Mews, London
  5. Kooperationen: Hans Coper

Lucie Rie bleibt eine Ikone der Keramikkunst – eine Künstlerin, die mit Mut, Einfühlungsvermögen und handwerklicher Meisterschaft die Grenzen der Tradition neu definierte.